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Huninchusen in Lübeck

Im Pestjahr 1367 machte Johan Huninchusen in Lübeck ein Testament, in dem er seine Mutter Grete, wohnhaft  im  Hof zur Beke in Westfalen ("moranti in curia tor Beke in Westfalia"), sowie seine Brüder und seinen Onkel ("avunculus") Gerwinus Huninchusen bedenkt. (Qu.: Stadtarchiv Lübeck : Lübeckische Geschlechter). Dieses Testament  erhärtet die These, dass die Familie als Hanskaufleute, wie viele andere westfälische Geschlechter, über Lübeck nach Estland gelangt ist. Es müssen enge Beziehungen zu der Familie Russenberch bestanden haben. Möglicherweise war die Mutter Grete eine geborene Russenberch.

In Lübeck wohnte Johan Huninchusen bei seinem Onkel (avunculus) Conrad Russenberch und bezeichnet Thiedemann Russenberch in Dorpat als seinen Herrn ("meo domino in Dorpat"). Beide werden im Testament mit  vier Pfund Groschen flämischer Währung bedacht. Vermutlich hat die Familie ihren Namen von dem Rittergut  Rauschenburg bei Olfen. Bernhard von der Ruschenborch wird 1345 in Dortmund genannt und ist 1365 Testamentvollstrecker in Lübeck. Schon ab 1335 finden sich mit Johannes Ruschenberch und Everhard Ruschenberch. (geb. um 1300 in Dortmund, 1340-43 Ratsherr in Lübeck) sowie Wennemarus Russenberch Vertreter der Familie Russenberch in Lübeck (Qu.: Der Rat der Stadt Lübeck im 13. und 14. Jahrhundert. Lutterbeck Michael). Aelbrecht und Alberd Russenberch verzollen 1369 - 1372 größere Mengen Bier in Brügge und Hamburg (Qu.: Hansekaufleute in Brügge. Teil 3: Prosopographischer Katalog zu den Brügger Steuerlisten 1360-90. Paravicini Werner)


Die deutsche Ostseeherrschaft im 14. und Anfang des 15. Jh. Public domain scan of 15th-century drawing)

Über die Lage des Hofes zur Beke in Westfalen gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. Thor Beke heißt soviel wie am Bach. Diese Ortsbezeichnung findet sich in Westfalen recht häufig. Lediglich der Hof Hünninghausen zu Hiddinghausen, Stadteil von Sprockhövel, lässt eine Verbindung zu. 1344 ist Theoderich de Hunnynchuss ein Lehnsmann von Theorderich von Bole, als Zeuge wird Conradus von Hunnynchuss (Hünninghausen / Hiddinghausen) benannt. 1374 zahlen Theoderich de Hunnynchuss und sein Sohn Everhard dem Konvent Gevelsberg Rente auf eine halbe Mark (Hünninghausen / Hiddinghausen). Im Urkundenbuch der Fam. von Volmarstein und von der Recke bis zum Jahre 1437 (Krumbolz) findet sich auf Seite 458 Lehnbuch 3, Nr. 201 folgender Eintrag: Arnold von Hiddinghausen ist belehnt mit dem Kotten Knypes und mit 23 Morgen Ackerland in der Pfarrei Schwelm und mit zwei Mansen (Hufen) genannt zur Becke. In diesem Kontext handelt es sich lediglich um die Bezeichnung zweier Hufen. Im Schatzbuch der Grafschaft Mark vom 1486 ist das Gut des Hans to Hummynhhusen zu Hyddynchusen buyr (Hiddinghauser Bauerschft) angeführt. Im selben Verzeichnis existieren im Kirchspiel und Gericht Hagen die Bauerschaften „to Daele“ und „Becke“.

Zusammenfassend ist anzunehmen, dass die Dortmunder Kaufmannsfamilie Russenberch auf der Achse Flandern (Brügge) - Lübeck - Estland (Dorpat) Handel betrieb und Johan Huninchusen, als er 1367 in Lübeck an der Pest erkrankte, Kaufgeselle seines Onkels in Dorpat war. Johans Onkel, Gerwen Huninchusen, betrieb seinerseits ebenfalls Handel mit Estland. Er verzollte im Frühjahr 1368 in Lübeck eine Ladung Salz nach Reval (Qu.: Die hansischen Pfundzollisten des Jahres 1368. Lechner Georg). Vermutlich besteht hier die familiäre Verbindung zu dem erstmals 1399 in Reval genannten und späteren Ratsherrn und Bürgermeister von Reval Berthold Hunynchusen, der ebenfalls als Kaufmann im Salzhandel tätig war. In Danzig verschifft Arnolt (Arnd) Huginckhuzen / Hunynghuzen im Jahr 1409/11 eine tune (Tonne) werkes auf dem Schiff des Hannes CLUNDER, (der Terminus werk bezieht sich auf Felle, die nicht verarbeitet waren und in größeren Mengen gehandelt wurden), sowie 1 last hoppen, 2 last salz & lynwant auf dem Schiff des Hannes SMYT (Qu.: Das Danziger Pfundzollbuch von 1409 und 1411. In Quellen und Darstellungen zur Hansischen Geschichte. Band LXIII, 2012)

In den Jahren 1562 bis 1676 kommt der Name Henninghusen in Lübeck vor. (Qu.: Stadtarchiv Lübeck: Personennamenkartei) Die Mitglieder dieser Familie gehörten jedoch, anders als in Reval, sozialen Gruppen an (Wasserfahrer, Heizer, Grapengießer), die in der Hirarchie weit unter einer ratsfähigen Familie standen.