Estland, Ostpreußen, Litauen
Stammbaum der estländischen Hunnighusen
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ESTLAND
In Estland (Livland) ist das Geschlecht Hunninghusen
(Hünnighusen, Hinnighusen, Henninghausen) seit 1399 nachweisbar.
Eine Stammtafel des alten Revaler Ratsgeschlechts Hunninckhusen
ist
in den Baltischen Familiengeschichtlichen Mitteilungen,
Jhrg.4,
Nr 2 vom Mai 1934 (S 18-27) von Dr. O. Haller erschienen.
Als Ratsherr (1416 - 1430) und Bürgermeister von Reval (1427 - 1430) wird Berthold Hunnichusen genannt. In den folgenden Generationen werden die Hunnichhusen wiederholt als Ratsherren und Domherren von Reval, sowie als Tafelbrüder und Mitglieder des Schwarzbrüderordens erwähnt. Die Revaler Schiffslisten von 1425-1471 und 1479-1496 (R.Vogelsang, Köln 1992) belegen, dass etliche Familienmitglieder als Kaufleute der Hanse im Fernhandel tätig waren. So beziehen die Hinrich und Diderick, Söhne des Berthold, größere Mengen Salz, Hopfen, Honig und Tuch. Sie hinterlassen in den Revaler Stadtakten vielfältige Spuren. Die Familiensiegel zeigen 1418, 1459 und 1465 einen Eberkopf.
Siegel: Berthold 1427
Hinrich 1459
Diedrich 1465
Im Jahr 1491 machen die Brüder Hinrich und Jacob Hunninghusen, Söhne des Revaler Ratsherrn Hinrich Hunninghusen, die Ostsee als Piraten unsicher. Ihre Schiffe werden in England ausgerüstet, Sie berauben dann unter dem Schutz des dänischen Königs die Hanseschiffe. Näheres hierzu steht auf der Piratenseite zu lesen. In der Folgegeneration wird 1503 Iwan (1) als erster mit Besitzungen außerhalb der Stadt Reval genannt. Die Quellen zeigen, dass sich der Lebensbereich der Familie immer mehr ins Umland von Reval und im 17. und 18. Jahrhundert in die südwestlichen Landesteile Estlands verlagert hat. So wird FranzHunnighusen, Soldat in schwedischen Diensten, 1599 in der Kirche zu Kegel bestattet. In den folgenden vier Generationen kämpfen die Nachkommen des Franz im Offiziersrang für die Schweden. Im 17. und 18. Jh. besitzt die Familie Güter in Wahenorm, Kurrefer, Groß Kaljo und Aholax (Finnland).
Fotos von RevalIm Jahre 1667 führt Friedrich von
Hennighausen einen Prozess gegen den Kapitän Engelbrecht v. Tiesenhausen wegen angeblicher Aberkennung der adligen Herkunft
seines Sohnes, des Cornets
Gerhard von Hennighausen. Unter anderem legt
er eine Abschrift des von Königin Christine Eleonore von Schweden
am 28.Juli 1665 in Stockholm unterzeichneten Adlesbriefes bei,
in dem sein alter Adel und sein Wappen nicht nur bestätigt werden,
sondern, da der Adelsstand nicht anders zu erweisen, dieser ihm
nochmals verliehen
wird.
In Siebmachers Wappenbuch
des Adels der russichen Ostseeprovinzen (Band 25) findet sich auf der
Seite 64 der Hinweis
auf die Familie Hennighausen und auf Tafel 44 das Wappen: Ein
am Halse
blutig abgeschnittener schwarzer Eberkopf (1665)
Auf der Seite 80 wird die Familie Hunninckhausen
(Hüninghausen,
Henninghusen, Hynichhausen) vorgestellt und auf Tafel 53 zwei
Wappen,
die auch jeweils einen Eberkopf (1495) zeigen. Es heißt, die Familie
sei
ein seit dem Ende des 14. Jahrhundert in Reval vorkommendes, aus
Westfalen
stammendes ritterbürtiges Patriziergeschlecht, das Anfang des 16.
Jahrhundert
Güterbesitz in Estland hatte und in den Landadel übergegangen sei.
Die
Familie starb in der ersten Hälfte des 18. Jahrhundert in Estland
aus.
In den Wirren des Nordischen Krieges (1700 - 1721) flüchtet die Familie des in schwedischen Diensten stehenden Leutnants Gustav Friedrich von Hennighausen über Finnland nach Schweden. In den Jahren 1715 und 1716 erhält seine Frau für sich und fünf Kinder Unterstützung von der Flüchtlingskommission in Stockholm (Qu: Finska flyktingar i Sverige under stora ofreden. Aminoff-Winberg Johanna, Helsingfors, 1995). Aufsehen erregte ein Prozess gegen Gustav Friedrich, weil er 1708 in der Kapelle zu Sage bei Reval als Pastor verkleidet eine Scheintrauung durchgeführt und damit die Braut in eine unerträgliche Lage gebracht hatte .
Festung Carlsten auf Marstrand (© Dr. Helmut Hennighausen) |
Er wurde wegen Versündigung und Verhöhnung der Kirche angeklagt und zu öffentlicher Kirchenbuße und einer vierjährigen Versetzung nach Marstrand (Schweden) verurteilt. Von dort floh er 1709 nach Dänemark und ließ sich in einem dänischen Infanterie Regiment anwerben. Die letzten Repräsentanten des Geschlechts in Estland verarmen und verschulden, sie verpfänden ihre Güter. Gustavs Sohn Gottfried Reinhold , Fähnrich in russischen Diensten, verkauft schließlich 1729 die Güter und erhält nach Abzug aller Schulden 100 Rubel und zwei alte Klepper. |
OSTPREUßEN
In Ostpreußen findet sich der erste Hinweis auf die Familie im Jahre 1696.
Nikolaus Hennighausen leistete am 1. Oktober 1696 den Erbeid in Salten
(Ostreußen)
(Qu: Erbhuldigungsakten des Herzogtums und Königreichs Preußen. 3. Teil 1678
bis 1737 von Hans Heinz Diehlmann in Sonderschriften für Familienforschung in
Ost- und Westpreußen, Nr45.) Im Jahr 1734 ist er als
"Lieffländer"
Nikolaus Hennighausen aus Dagutschen im Heberegister des Amtes Dörschkehmen als Scharwerksbauser
eingetragen. In den folgenden drei Generationen sind die Hennighausen
im nordöstlichen Ostpreußen in Pillkallen (Dagutschen, Uszrudszen, Wisborien) als Lehrer
und
Kantoren zu finden.
Karte vom nordöstlichen Ostpreußen mit Markierungen der genannten
Orte
Qu:
http://www.lithuanianmaps.com/images/1815_streit_weiland_topographisch_militairische_charte_9_natlibpol_mapywig.jpg
http://www.lithuanianmaps.com/
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Ortschaften in Ostpreußen auf Google Maps
Im Jahr 1845 wanderte Carl August Hennighausen (1814-1909) in das nördlich gelegene Litauen aus. Die Familie lebte in Ariogala und Kedainiai und Carl August bestritt den Lebensunterhalt als Schneider, Lehrer und Kantor. In der Abhandlung "Bilder aus der Geschichte des evangelischen Deutschtums in Litauen". Ausgabe II vom 31.10.1967, herausgegeben von der Landmannschaft der Deutschen in Litauen finden sich Hinweise auf Carl August. Auf Seite 50 heißt es: "Die Filialkirche Eirogollen, litauisch Ariogala, wurde 1845, zugleich mit der Anstellung des Pastors PERSEHKE in Keidany, gegründet. Kantor HENNIGHAUSEN hat viele Jahre in Treue gedient und hat seinen Pastor noch um 10 Jahre überlebt".
Dies dürfte das Haus des Carl August gewesen sein. |
In der zitierten Abhandlung heißt es auch: "Nach dem letzen polnischen Aufstand 1863 bot die russische Regierung den deutschen Handwerkern in Eirogollen konfiszierte polnische Güter zum Verkauf an. Die lehnten ab, das war gut, aber die Begründung war verkehrt: der deutsche Handwerker ist zu stolz, um Bauer zu werden. Als bald danach das Handwerk herunterkam, hielt nichts die Handwerker im Lande zurück, sie verzogen in die größeren Städte Rußlands, meistens aber in die Vereinigten Staaten von Amerika. Dort sind heute mehr Kaidaner als in Keidany oder Eirogollen. Was jetzt nach Deutschland auswandert ist nur der Rest". Im "Heimatgruß - Jahrbuch der Deutschen aus Litauen", 1966 steht auf Seite 75 zu lesen: "In Kedahnen sind die Lederfabriken der Familie Müller-Schrader zu erwähnen, ferner Fleischerei und Ladenbetrieb von Jackstadt. Der selige Freitag und HENNIGHAUSEN (Richard *1909) hatten gute Tischlereibetriebe". Der Hinweis auf die Lederfabriken erklärt vermutlich, weshalb viele der Hennighausen von Beruf Sattler waren.
Carl August (+ 1909) auf dem Totenbett.
Sitzend seine Tochter Minna. (Foto: privat)
LITAUEN
Die in Litauen für die Familie Hennighausen relevanten Orte sind auf der
folgenden Karte zu finden (Google
Maps - Litauen). Durch Klick auf die blauen Kartenmarkierungen erhalten
Sie nähere Informationen zu den Orten.
Ab etwa 1845 blüht die Familie dann im südlichen Litauen (Ariogala, Dvarciskiai, Juodkėnai und Girkalnis). Die vier Söhne des Carl August begründen vier Familienzweige.
Der erste, noch in Warnakallen (Ostpr.) geborene Sohn Friedrich (1844-1933),war Bauer. Er lebte mit der Familie in Dvarciskiai und die heutigen Nachkommen sind in den Orten Thale, Öhrenstock, Dortmund, Kamen und Coesfeld zu finden. Anmerkung: Es bedarf noch einer Überprüfung, ob Friedrich wirklich der Sohn des Carl August war. Es gibt auch Hinweise darauf, dass sein Vater ebenfalls den Namen Friedrich hatte und die Mutter Caroline, geb. Schwendt war.
Der zweite Sohn Gottlieb (1848-1928) war von Beruf Sattler. Seine Kinder wurden in Girkalnis (dt. Girtokollen), in Ilgisz und in Raseiniai geboren. Er begründet den Zweig, der nach Hamburg, Bremen und Leipzig, sowie über Alexander Hennighausen, nach Amerika (Milwaukee) führt. Er ist Stammvater mehrerer amerikanischer Familien in Illinois, Michigan und Virginia.
Der dritte Sohn Wilhelm (1871-1916), ebenfalls Sattler, aus der zweiten Ehe des Carl August ist der Stammvater der Familien im heutigen Brotterode, Neu Kaliß und Malk.
Der vierte Zweig wird begründet von Sohn Leopold (1878-1914), Sattler in Jurbarkas, und führt zu den Familien in Ribnitz-Damgarten und Rostock. Während des zweiten Weltkrieges setzte ein große Fluchtbewegung aus Litauen ein. So kommt es, dass die Nachkommen des Carl August Hennighausen über das gesamte Bundesgebiet verstreut leben.
Seine Tochter Minna (1883-1942) soll hier stellvertretend für viele andere Kriegsschicksale benannt werden. Sie starb 1942 im Alter von 58 Jahren in Duderstadt und wurde auf dem St. Paulus Friedhof neben anderen Opfern des Nationalsozialismus, wie ausländischen Zwangsarbeitenden, Umsiedlern und deren Kindern beigesetzt. Was Minna 1941-42 auf dem Weg von Litauen in den Harz erlebt hat wird wohl für immer im Dunklen bleiben.
Weitere Informationen über Gräber von Zwangsarbeitenden und Bewohnern des Lagers der “Volksdeutschen Mittelstelle” in Duderstadt findet man auf der Seite der "Geschichtswerkstatt Duderstadt e.V."
Minna hatte einen Bruder Gottlieb. Dessen Sohn Gustav (1885-1953) schreibt 1947 und 1948 an Herrn Brocksch (Arthurs Onkel) in Amerika. Aus seinen Zeilen geht noch einmal das ganze Leid hervor, das der Krieg über die Menschen gebracht hat.
"... ich möchte gerne die Adresse von meinem
Bruder Alexander haben ...hier ist alles in Schutt und Trümmern. Raseinien war
schön gebaut, jetzt ist kein einziges Haus geblieben. Wir sind aus unserer
Heimat 1941 fort . In Deutschland waren wir 2 Jahre im Lager, und dann wurden
wir am 5. Mai 1943 wieder zurückgesiedelt. Unser Eigentum haben wir nicht wieder
bekommen sondern in der Stadt Raseinien Land und Gebäude, hatten uns wieder gut
eingelebt, aber leider war eine kurze Freude. Kaum ein Jahr, da mussten wir
wieder alles verlassen, flüchteten wieder nach Deutschland, nach Westpreußen. Da
waren wir auf einem Gut und haben gearbeitet. Die Söhne wurden eingezogen in den
Krieg. Nach 6 Monaten mussten wir wieder alles lassen und kamen von 1945 bis
August 1947 nach Pommern unter den Polen. Haben immer arbeiten müssen und
hungern, keine Kleidung bekommen. Es gab Brot und Kartoffeln. Die Alten, die
nicht arbeiten konnten kriegten gar nichts. Am 1. August 1947 wurden wir
ausgewiesen nach Deutschland in die Russische Zone. Wir mussten so gehen, wie
wir standen. Jetzt sind wir so wie verirrte Schafe, heimatlos. Sind in einer
Großstadt, und da ist es auch traurig genug. In Deutschland ist nichts zu
bekommen. Vielleicht bleibt von euch Brotkruste übrig, was ihr nicht beißen
könnt, werft das nicht weg, trocknet es und schickt es uns. Wir würden das gut
gebrauchen können. Ich arbeite in einer Kofferfabrik. Von dem ältesten,Erich,
wissen wir bis jetzt nichts, der jügere,Arwid, ist jetzt aus der englischen
Gefangenschaft entlassen worden und hat uns schon besucht. Das war eine große
Freude".
Nach der
Akte OKZ-60/87 der Lastenausgleichsbehörden wurde Gustav entschädigt für
Grundvermögen / Landwirtschaftsvermögen in Litauen / Kreis Raseinen / Gemeinde
Girkalnio.
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