Überblick über die Geschichte der Familie Hennighausen
Der Name Hennighausen
Frühste Hinweise auf den Namen Hennighausen reichen zurück bis ins 12. Jahrhundert. Die Wurzeln der Familie liegen in Westfalen, genauer im Münsterland und im Sauerland. Möglicherweise ist der Name an verschiedenen Orten unabhängig voneinander entstanden in dem Sinne, dass es sich um eine Bezeichnung für das "Haus des Henning" (norddt.Vorname) handelte.
Ein Hof Henninghaus in Clarholz im Münsterland ist 1189 dem Kloster Marienfeld abgabenpflichtig (aus: Clarholz und Lette in Geschichte und Gegenwart 1133-1983). Ab 1600 lässt sich hier beginnend mit Franz Henninghauß der Name als Familienname zuordnen und ist bis 1871 nachweisbar. Es handelt sich um den heutigen Hof Eggersmann, Oelkerort 2.
Ein Ort Hegeninchuson, heute Hengsen bei Unna, wird erstmals 1150 erwähnt (aus: Die Ortschaften der Provinz Westfalen bis 1300. Schneider Heinrich). Hegeninchuson abgeleitet von dem altdeutschen Namen Hagano ( -ing-huson) lässt ebenfalls Spielraum für die Entwicklung zu Hennighausen (Leopold Schütte, Staatsarchiv Münster). In Urkunden des Grafen Gottfried III. von Arnsberg werden 1249 der Tranquard milite de Hegeninchuson und 1268 der Bruno de Hegeninchuson genannt (Westfälisches Urkundenbuch, Bd. 7 ). Diederich Vreysendorp, wohnhft in Hegeninchusen, verkauft 1414 einen Leibeigenen (Archiv des Vereins für Geschichte u.Altertumskunde Westfalen, Abt.Paderborn, Urkunden bis 1500. Stöwer Ulrike)
Der Kölner Erzbischof erwirbt 1164 - 66 den Hof Henedenhusen, 1281 - 1397 auch als Heynynchusen / Henichusen genannt, vom Grafen von Arnsberg (aus: Die Ortschaften der Provinz Westfalen bis 1300. Schneider Heinrich). Es dürfte sich um den heutigen Ort Henninghausen bei Amecke handeln. Wiederholt wird die Familie von Wrede aus Amecke zwischen 1371 und 1397 vom Erzbischof von Köln mit einer Hufe Land in Henninghausen belehnt (Regesten der Erzbischöfe zu Köln. Bd. 8 + 10).
Aus dem zwischen 1281 und 1313 entstandenen Güterverzeichnis des Grafen Ludwig von Arnsberg geht ein weiterer Ortsname Henichusen hervor. Adolf von Bruchhausen wird mit einer Mark Einkünfte in Henninghausen und einer Hufe in Cobbenrode belehnt (Seibertz, UB zur Geschichte des Herzogtums Westfalen 2. 1843 Nr. 551, S.108 ). Es handelt sich hier um den heutigen Ortsteil Henninghausen der Gemeinde Cobbenrode.
Ausserhalb Westfalens findet sich ein Ort in der Nähe von Oldenburg. Dem Kloster Rastede werden in einer Urkunde vom Jahre 1124 die Rechte auf das Dorf Henninchusin bestätigt (aus: Die Hunnighofe und die übrigen westf. Besitzungen des Grafen Huno`s, des ersten Grafen von Oldenburg). 1059 wird der Ort auch als Hanninchusen bezeichnet (aus: Die Ortsnamen des Landkreises und der Stadt Hannover. Ohainski u.Udolph). Nach Auskunft des Staatsarchives Oldenburg handelt es sich um die heutige Bauerschaft Hankhausen im Ammerland.
Unweit von Hannover liegt der Ort Hänigsen (Uetze). Hänigsen wird um 1226 als Henighusen, später auch als Hennighesen genannt (aus: Die Ortsnamen des Landkreises und der Stadt Hannover. Ohainski u.Udolph).
Weitere Hinweise auf Namensvorkommen im 14. und 15. Jahrhundert möchte ich hier kurz tabellarisch aufführen.
- 1299 werden Wilhelmus de Heninchusen und Wulfhardus de Heninchusen in einer Urkunde des Grafen Ludwig von Arnsberg als Zeugen genannt (Seibertz, Westf. UB, Bd 1-2. 1839 )
- 1318 wird Johannes Hennichus als Zeuge in einer Urkunde als Knappe benannt (Seibertz, Westf. UB, Bd 1-2. 1839 )
- 1338 findet sich Godfridus de Heninchusen belehnt mit Ländereien in Hemmerde im Güterverzeichnis des Grafen Gottfried IV von Arnsberg (Seibertz, Westf. UB, Bd 1-2. 1839 ).
- 1358 wird Cord de Heninghesen im Bürgerbuch der Stadt Hannover genannt (UB der Stadt Hannover. Grotefend u.Fiedler ).
- 1365 ist Vreder Henhinchusen, Sohn des Schultheissen, als Neubürger in Soest verzeichnet (Bürgerbuch der Stadt Soest. Rothert Hermann).
- 1378 bürgt Ar. Heninchus für einen Neubürger in Soest (Bürgerbuch der Stadt Soest. Rothert Hermann).
- 1400 wird Johann Henninkhaus als Kellner (Kellermeister = Rentmeister / Verwalter) der Burg Linn und Stadt Uerdingen genannt (Geschichte der Stadt Uerdingen. Lau Friedrich). Selbiger Johann findet wiederholt Erwähnung zwischen 1397 und 1399 als Johann Hunynchuyss / Hunynchuss in Urkunden der Erzbischöfe von Köln (Regesten der Erzbischöfe zu Köln. Bd.10).
- 1434 werden Didericus Henninghusen und Vicke Henninghus in den Matrikeln der Univ. Rostock genannt (Die Matrikel der Univ.Rostock. Adolph Hofmeister)
- 1456 wird ein "reverendus in christo pater et dns. Henninghus, episcopus Caminensis" in den Matrikeln der Univ.Greifswald erwähnt (Ältere Matrikel Bd1+2, Univ Greifswald. Ernst Friedländer)
- 1463 ist Achilles Henninchusen (auch Hemynchusen) de Mynda (Minden) in Rostock immatriuliert (Die Matrikel der Univ.Rostock. Adolph Hofmeister). In Minden ist von 1318 bis 1471 ein Familie Hemenhusen in der Bürgerschaft und im Rat vertreten.
Die Schreibweise des Namen Hennighausen unterliegt über die Jahrhunderte gewissen Veränderungen. Bei dem Einfügen eines -y- wie auch eines -e- und -i- nach Vokalen handelt es sich seit dem 14. Jahrhundert um eine Schreibermarotte. Die Umlaute -ä - ü - ö - werden erst seit dem 16. Jahrhundert mit den heute üblichen Punkten versehen (Leopold Schütte, Staatsarchiv Münster). Neben Henni(n)ghaus(en) Hunninghaus(en), Hünni(n)ghaus(en) findet sich auch der Name Hemminghaus(en). Nach den Gesetzmäßigkeiten und Regeln der Namenveränderungen scheint ein Übergang von Hennig - zu Huennighausen und umgekehrt nicht möglich (Leopold Schütte, Staatsarchiv Münster). Ob der oben genannte Kellermeister nun ein Henninkhaus oder ein Hunynchuss war müsste letztendlich anhand der Originalurkunden geklärt werden.
Nachzuweisen ist eine Änderung der Schreibweise von Hunnig- nach Hennighausen allerdings in dem weiter unten beschriebenen estländischen Familienzweig. So trägt der um 1570 geborene Sohn des Franz Hunnighausen, Soldat in schwedischen Diensten, bis zu seinem Tod den Namen Gerhard von Hennighausen. Im Schatzungsregister des 16. Jh. für das Herzogtum Westfalen findet sich im Jahre 1543 in Waltringen ein Wilhelm, der gleich drei Varianten des Namens aufzuweisen hat: Henninghauß, Huningkhuiß und Heminghuiß. Auch diese Angaben beruhen nicht auf Informationen aus den Originalurkunden.
Ortsbezeichnungen
auf den Namen Henninghausen
finden sich, wie bereits erwähnt, im Sauerland. Es sind zwei
kleine Weiler bestehend aus drei bis vier Häusern oder kleinen
Gehöften, Ortsteile von Amecke und Kobbenrode.
Ähnlich klingende Namen lassen sich wie folgt zuordnen.
- Hemminghausen ist wüst und lag zwischen Benninghausen und Üninghausen.
- Hemmis, kleiner Ort nördlich von Soest in der Nähe von Thöningsen, früher auch als Hemmynckhusen bezeichnet
- Henkhausen bei Hohenlimburg wird in alter Zeit als Heinkhusen, Heienchusen bezeichnet
- Hewingsen bei Soest wurde auch benannt als Hivenchusen, Hevenhusen oder Hevinchusen
Heutige Namensvorkommen
Mitte des 19. und zu Anfang des 20. Jahrhunderts sind etliche Familienmitglieder nach Amerika ausgewandert. So findet man heute den Namen Hennighausen u.a. in Virginia, Maryland, Illinois, Michigan,Texas, New Mexico und Californien. Eine Namensträgerin (Susanne) wurde in Tasmanien (Australien) ausfindig gemacht. In Nordhessen sind die H. ab der Mitte des 16. Jahrhunderts in Grebenstein und mit dem Beginn des 18. Jahrhunderts in der Schwalm nachzuweisen. So finden sich zahlreiche Familien in Orten des heutigen Schwalm-Eder Kreises (Riebelsdorf, Ottrau, Schorbach, Zella, Wiera, Schwalmstadt, Leimsfeld, Homberg, Wabern). Weiterhin leben Familien in Alsfeld, Frankfurt, Neumünster, Heide, Überlingen, Irschenhausen, Berlin und Aachen, wobei die Aufzählung keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.